BR-KLASSIK

Inhalt

Samstag, 15.06.2024

20:15 bis 21:00 Uhr

ARD alpha

zur Übersicht
Frauenbewegung in der DDR mit der Bürgerrechtlerin Katja Havemann (in der Mitte). | Bildquelle: WDR/Robert-Havemann-Gesellschaft/Werner Fischer

Bildquelle: WDR/Robert-Havemann-Gesellschaft/Werner Fischer

alpha-geschichte HERstory

Wendeman(n)över - Frauen und die Wiedervereinigung

Vierteilige ARD-Dokumentarreihe über historische Ereignisse aus Sicht von Frauen, die die männlich dominierte Geschichtsschreibung um eine konsequent weibliche Perspektive von Zeitzeuginnen ergänzen möchte, bereichert mit viel historischem Bildmaterial.

Mitwirkende

 
Redaktion Gábor Toldy
Vor der Wende sind mehr als 90 Prozent der Frauen im Osten erwerbstätig Sie stehen in Berufen ihren "Mann"; Arbeiten, die ausschließlich Männern vorbehalten sind, gibt es nicht. Kindergärten sind kostenlos und selbstverständlich. Frauen sind auch finanziell unabhängig von den Männern und entscheiden seit den 1970er-Jahren selbst über Schwangerschaften und Ehescheidungen.

Nach der Wiedervereinigung ist die Lebenswirklichkeit eine andere: Viele Berufs- und Studienabschlüsse und ganze Lebensleistungen werden nicht anerkannt, besonders viele Frauen verlieren ihre Arbeit und finden keine Anstellung mehr. Viele gut ausgebildete, junge Frauen gehen deshalb in den Westen. Die Folgen dieser Abwanderung sind in manchen Regionen Ostdeutschlands bis heute spürbar.

„Ich kann mich sehr gut an den Satz erinnern: Die Erwerbsneigung der ostdeutschen Frauen ist doch sehr übertrieben und die muss auf ein Normalmaß herunter geschrumpft werden. Dann haben wir auch wieder anständige Arbeitslosenzahlen.

Das sind so Sätze, die vergisst du nicht als Frau“, erinnert sich die Feministin und Referentin der ersten und letzten Gleichstellungsbeauftragten der DDR, Katrin Wolf, an die Zeit des Einigungsvertrages zwischen DDR und BRD im August 1990.

1990 arbeiten nur noch halb so viele Frauen wie vor der Wende. Sie müssen sich neu orientieren, ihr Leben oft fundamental verändern. Mit ihren Erwartungen an eine gleichberechtigte Vereinbarkeit von Beruf und Familie haben die ostdeutschen Frauen aber auch die Bundesrepublik nachhaltig verändert.

In ihrer spannenden Dokumentation erzählt Regisseurin Sabine Michel mit größtenteils unbekanntem Archivmaterial von dieser ambivalenten Zeit.

Auch durch ihre Gesprächspartnerinnen, die bisher wenig beleuchtete Aspekte der Wiedervereinigung in der männlich dominierten Geschichtsschreibung thematisieren, ist ein einfühlsamer, erfrischend unterhaltsamer Film entstanden, der die Auswirkungen der Zeit nach dem Mauerfall auf das Leben der Frauen bis heute zeigt.

    AV-Player