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Montag, 17.06.2024

10:00 bis 10:45 Uhr

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Tausende Schafe überqueren am Beginn der Weidesaison die Ötztaler Alpen und werden aus Südtirol kommend auf die Ötztaler Weidegebiete getrieben. Im Bild: Schafe auf der Niedertalalm. | Bildquelle: ORF/Pammer Film/Wolfgang Niedermair

Bildquelle: ORF/Pammer Film/Wolfgang Niedermair

Hirtenleben im Ötztal - Mit den Schafen über die Gletscher

Jedes Jahr Anfang Juni überqueren 5.000 bis 6.000 Schafe aus Südtirol die Grenzen nach Tirol und in die Schweiz, um dort auf den Almen den Sommer zu verbringen. Für Mensch und Tier eine enorm anstrengende Tour. In den Ötztaler Alpen hat sich diese Tradition bis heute erhalten, eine halbnomadische Hirtenkultur, wie sie sonst kaum noch in den Alpen zu finden ist.

Mitwirkende

 
Redaktion Andrea Wich
Jedes Jahr Anfang Juni überqueren 5.000 bis 6.000 Schafe aus Südtirol die Grenzen nach Tirol und in die Schweiz, um dort auf den Almen den Sommer zu verbringen. Für Mensch und Tier eine enorm anstrengende Tour. In den Ötztaler Alpen hat sich diese Tradition bis heute erhalten, eine halbnomadische Hirtenkultur, wie sie sonst kaum noch in den Alpen zu finden ist. Der Weg beginnt im Vinschgau, Passeier- oder Schnalstal und führt über bis zu 3.200 Meter hohe, teils vergletscherte Jöcher auf die Weidegründe im hintersten Ötztal. Die Weiden im Niedertal - etwa 6.000 ha - gehören den Bauern aus Südtirol. Die Wissenschaft nennt diese besondere Form des Schafwandertriebs "Transhumanz", für die Bauern und Treiber ist es einfach der "Schaftrieb". Jedes Jahr "fahren" sie, wie sie es nennen, mit den Schafen hinüber auf die Niedertal-Alm in den Ötztaler Alpen, wobei diese "Fahrt" tatsächlich eine anstrengende Wanderung über Steilhänge, Schutthalden und Schneefelder ist. Schwindelfrei sollte man sein und eine entsprechende Kondition haben. Elmar Horrer organisiert den Schaftrieb über das Niederjoch auf die Niedertalalm. Er ist mit den Schafen drei Tage unterwegs, beginnt in Laas im Vinschgau, überquert am zweiten Tag das Taschljöchl, bis er den Vernagter Stausee im Schnalstal erreicht, wo sich das Gros der Schafe dem Trieb anschließt. Der dritte Tag führt über den Similaungletscher bis ins Niedertal bei Vent. Hier wird er die Schafe drei Monate lang betreuen, allein, verantwortlich für 1.500 Schafe und 300 Ziegen. Eva Götsch ist Anfang zwanzig. Sie wird einmal den Hof ihres Vaters übernehmen. Schafe, Rinder, ein Pony. Eva ist als Treiberin dabei. Sie begleitet den Tross mit Mutterschafen und Lämmern über den Similaungletscher. Sie ist eine begeisterte Landwirtin und hat schon als Kind ihr erstes Lamm aufgezogen. Hugo Gapp ist Konditor. Er ist seit Jahren als Treiber dabei und spricht vom "Virus" des Schaftriebs, das einen erwischt und nicht mehr loslässt. Hans Niedermair ist seit 65 Jahren dabei. Er weiß viel zu erzählen, haben sich doch auf dem Schaftrieb. Die Tradition des Schafwandertriebs ist wahrscheinlich schon 6000 Jahre alt. Die Ureinwohner der Alpen führten ihre Herden im Sommer von der trockenen und dürren Südseite an die Nordseite der Alpen mit ihren saftigeren Weidegründen. Schriftlich überliefert sind die Weiden der Schnalstaler, Passeiertaler und Vinschgauer Bauern im Ötztal seit dem Mittelalter. Aus heutiger Sicht ist die Ötztaler Transhumanz eine so einzigartige Überlieferung, dass sie seit 2011 im Nationalen UNESCO-Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes Österreichs steht.

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