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Sonntag, 21.08.2016

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EUROBLICK Sendereihenbild | Bildquelle: BR

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Euroblick spezial

Sehnsuchtsorte der 50er Jahre - das Ötztal (1958)

In den 1950er-Jahren wandelt sich die noch überwiegend archaisch-bäuerliche Welt des Ötztals langsam hin zum Tourismus. Otto Guggenbichler beschrieb diesen Umbruch bereits 1958 spannend, nah am Menschen und mit einem ordentlichen Schuss Humor. Das macht seinen Film als Zeitdokument heute so sehenswert wie vor 56 Jahren.

Mitwirkende

 
Redaktion Gerhard Losher
"Wäre jeder Stein im Acker ein Groschen, jedes Schaffel Schneewasser drei Kreutzer, ließen sich die Brennnesseln auf den Wiesen nach Amerika verkaufen, - steinreich wären dann die Leut' im Ötztal, hinten im armen Land Tirol." Mit diesen Worten führt Otto Guggenbichler 1958 den Zuschauer auf die steilen Felder der Einödhöfe des Ötztals, in holzgetäfelte Bauernstuben ohne Elektrizität und beschreibt das harte, aber auch stolze und genügsame Leben dieser Zeit.

Es war aber auch die Zeit der Entwicklung "vom Kuh-Ort zum Kur-Ort": Das Ötztal wurde gerade touristisch entdeckt und wandelte sich zu einem Sehnsuchtsort für Naturfreunde und Bergwanderer. Dem Bergbauern brachte plötzlich eine kleine Jausenstation mehr ein als die gesamte mühevolle Landwirtschaft. Durch die Gegenüberstellung dieser Umbruchsituation mit der damals noch überwiegend archaisch-bäuerlichen Welt erhält dieser Film seinen besonderen dokumentarischen Wert.

Den Höhepunkt bildet das letzte Kapitel, die Beschreibung des Schaftriebs über den Alpenhauptkamm von Südtirol ins Ötztal. Mit schwerem Gerät folgte das Kamerateam den Hirten und 4.000 Schafen auf dem 44 Kilometer langen Weg über das Hochjoch. So entstand 1958 die erste filmische Dokumentation einer jahrhundertealten Hirtentradition, die bis heute andauert.

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