Bildquelle: Michail Muraviov
Es sei ein regelrechtes Erweckungserlebnis gewesen, als sie mit 17 zum ersten Mal John Coltranes hymnisches Jazz-Opus "A love supreme" hörte. In der Aufnahme spielte McCoy Tyner, und sein kraftvoller Stil war es, der Svetlana Marinchenko dazu bewog, aus dem Stand heraus Klavier zu lernen. Jazzpiano, um genau zu sein. Die Klassik war ihr damals weit weniger wichtig als die Lieblingsbands ihres Vaters, die sie auch gerne hörte: Nirvana, Pink Floyd und Led Zeppelin. Die 1989 in der Nähe von Moskau geborene Musikerin geht ans Mussorgsky College of Music in Sankt Petersburg, studiert dort unter anderem bei dem international renommierten Pianisten Andrei Kondakov, nimmt an einem Meisterkurs von Herbie Hancock teil und macht in Holland den dritten Preis beim Kompositionswettbewerb in Groningen. 2014 trampt sie nach ihrem erfolgreichen Abschluss – auch im Fach Komposition - nahezu mittellos durch Europa auf der Suche nach dem besten Jazz. Fündig wird sie bei einem Konzert von Brad Mehldau. Ein zweites Erweckungserlebnis "kosmischen Ausmaßes", wie sie schmunzelnd anmerkt. 2015 erscheint in Moskau ihr Debütalbum "Present Simple" und dann führt sie ihr Weg ans Jazzinstitut der Hochschule für Musik und Theater in München, wo sie ihre Studien fortsetzt. Die Stadt ist ihr zur zweiten Heimat geworden. Hier gewinnt sie 2016 die Steinway Competition und 2019 den "Kurt Maas Award". In der Musik, die sie mit ihren eigenen Bands spielt, vereint sie expressiven, kraftvollen Ausdruck und rhapsodische Poesie. Sie sagt, in jeder ihrer Kompositionen stecke eine Geschichte, eine leuchtende Erinnerung und ein unvergängliches Gefühl. Doch ihre Ideen würden erst durch die Energie und Seele ihrer Mitmusiker zum leuchtenden Klangbild aus einzigartigen Pinselstrichen. Dafür sorgen der Trompeter Julian Hesse, Bassist Peter Cudek und Schlagzeuger Simon Popp, Münchner Musiker der jungen Generation, die ihre starken spielerischen Persönlichkeiten in einen vielfarbigen, gemeinschaftlichen Sound einbringen, der mitzureißen vermag.
(Einen Mitschnitt des Konzerts sendet BR-KLASSIK am Freitag, 03.07.2020, in der "Jazztime")
Julian Hesse | Trompete |
Svetlana Marinchenko | Piano & Kompositionen |
Peter Cudek | Bass |
Simon Popp | Schlagzeug |