Bildquelle: BR/LMN
Bei diesem räsonanz – Stifterkonzert der Ernst von Siemens Musikstiftung präsentiert Franck Ollu mit dem außergewöhnlichen Orchester Les Siècles, das sich wie kein zweites quer durch die historischen Epochen der Musikgeschichte zu bewegen weiß, zwei von Boulez’ Schlüsselwerken: das Orchesterstück Eclat-Multiples, das auf raffinierte Weise vom kalkulierten Rubato lebt, sowie den siebensätzigen Orchester- und Gesangszyklus Pli selon pli nach der gleichnamigen Dichtung von Stéphane Mallarmé, die zwischen Wortmagie und geheimnisvoller Hermetik changiert (Boulez: »Ich liebe ein Werk, das auch der mehrfachen Lektüre Widerstand leistet.«)
In der Musik von Pli selon pli, die den Weg fortschreitet, den Debussy und Messiaen vorgezeichnet haben, wird die Lyrik Mallarmés nicht im herkömmlichen Sinn »vertont«. Vielmehr wird sie – in Boulez’ Worten – mittels einer »Art von ›Inszenie- rung‹« selbst zur Musik: »Der Titel ›Pli selon pli‹ wurde einem Gedicht Mallarmés entnommen, das in meiner klanglichen Übertragung nicht verwendet wird; es gibt dem Werk Sinn und Richtung vor. In diesem Gedicht beschreibt der Poet die Art und Weise, wie der sich auflösende Nebel nach und nach die Steine der Stadt Brügge erscheinen lässt. Genauso enthüllen auch diese fünf Stücke, während sie sich ›Falte für Falte‹ (pli selon pli) entfalten, ein Porträt Mallarmés.« (Pierre Boulez) Gesangssolistin des Abends ist Sarah Aristidou, die sich in höchster Vollendung durch die stratosphärischen Höhen der Musik von Pierre Boulez zu bewegen weiß.
Sarah Aristidou | Sopran |
Les Siècles | |
Franck Ollu | Leitung |
Pierre Boulez [1925–2016] | „Eclat-Multiples“ für Orchester [1970] |
Pierre Boulez | „Pli selon pli“ Portrait de Mallarmé für Sopran und Orchester [1957] |