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Josephine Antoinette (genannt 'Jo') Estill war die erste Sängerin, die es ganz genau wissen wollte. Sie ließ sich mit einem Endoskop beim Singen auf die Stimmbänder gucken. Forschte, analysierte und entwickelte ein Modell. Einen Werkzeugkasten für den Gebrauch der Stimme: sprechen, hauchen, schluchzen, tönen, quäken und rufen. Es klingt so simpel. Doch dem Singenden eröffnen sich damit neue Türen: zu Operntönen, verhauchten Popklängen, zur eigenen Rockröhre und zur besseren Sprechstimme.
Als Pädagogin machte sich Jo Estill schon in den 1980er Jahren in der New Yorker Theaterszene einen Namen. Einige Sänger und Schauspieler hatten von Natur aus den richtigen Klang für die Pop- und Rockmusik dieser Tage. Der Rest fragte sich: Wie machen die das? Wo der klassische Gesangslehrer keinen Rat wusste, hatte Jo Estill Antworten.
1991 - im Alter von 70 Jahren - gründete die Amerikanerin mit italienischen Wurzeln ihre eigene Firma. Im Rahmen des "Estill Voice Training" werden ihre Erkenntnisse weitergegeben und Lehrer nach strengen Vorgaben ausgebildet.
Erst jetzt sickert das Wissen um die Forschung Jo Estills in Deutschland durch. In Workshops erhalten auch die Studenten der Abteilung Musical an der Bayerischen Theaterakademie erste Einblicke. Doch nicht nur die angehenden Profis sollten sich angesprochen fühlen. Jo Estills genauer Blick auf die Stimmbänder bietet für jeden, der sich sprechend oder singend mitteilen will, neue Erkenntnisse.