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Mit Chor und Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks startet Mariss Jansons ins neue Jahr - schließlich ist er Chefdirigent beider Klangkörper. Der Schwerpunkt seines Programms liegt auf der Wiener Klassik, Hauptwerk ist die C-Dur-Messe Beethovens, ambitionierter Vorläufer der "Missa solemnis". Das Werk wurde bei der Eisenstädter Uraufführung 1807 verhalten aufgenommen, der Auftraggeber Fürst Esterházy mokierte sich gar über den aufklärerischen Geist, die lapidare Ausdruckskraft und die unorthodoxe Textvertonung der Messe: "Aber, lieber Beethoven, was haben Sie denn da wieder gemacht!" Was wiederum der Eisenstädter Hofkapellmeister Johann Nepomuk Hummel mit schadenfrohem Gelächter quittiert haben soll. Der Fürst war eben die galante Tonsprache des Haydn-Nachfolgers und Mozart-Freundes Hummel gewohnt. Im brillanten Trompetenkonzert Hummels präsentiert Jansons einmal mehr einen Solisten aus den eigenen Reihen des Symphonieorchesters, den 1977 in Graz geborenen Martin Angerer. Und an den Anfang stellt der passionierte Strawinsky-Dirigent Jansons ein eher selten zu hörendes Werk des Neoklassizisten, die "Symphony in Three Movements". Strawinsky hat das Auftragswerk für die New Yorker Philharmoniker von 1945 selbst als seine "Kriegs-Symphonie" bezeichnet - tatsächlich durchzieht ein militant schreitender, heftig pulsierender Rhythmus alle drei Sätze. Was wäre als Antwort auf diese Marschtritte passender als die Friedensbitte im "Agnus Dei" von Beethovens C-Dur-Messe?