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Mariss Jansons würde gern öfter Oper dirigieren, aber nur selten findet er Zeit und Kraft für eine Neuproduktion. Als Alternative bieten sich konzertante Aufführungen an. Nach einem umjubelten "Eugen Onegin" 2011 präsentiert Jansons jetzt mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks eine weitere Oper von Peter Tschaikowsky: die späte "Pique Dame", die gleichfalls auf einer literarischen Vorlage von Alexander Puschkin beruht. Magisches Zentrum dieser Dreiecksgeschichte um den spielsüchtigen Offizier Hermann, seine Geliebte Lisa und deren Verlobten ist allerdings ihre Großmutter, eine mysteriöse Gräfin mit schillernder Vergangenheit. Um jeden Preis möchte ihr Hermann das fluchbeladene Kartengeheimnis entreißen, das dreifach Gewinn im Spiel und damit maßlosen Reichtum verspricht. Die letzte Partie geht nicht nur für den obsessiven Hermann tödlich aus, die von ihm verschmähte Lisa stürzt sich verzweifelt in die Newa. Lodernde Emotionen, wahnhafte Visionen, Mitternachtsspuk und Thriller-artige Spannung machten "Pique Dame" seit ihrer Uraufführung 1890 in Sankt Petersburg zu einem Erfolgsstück. Bei seiner konzertanten Interpretation im Gasteig kann sich Mariss Jansons auf eine renommierte Riege authentisch russischer Stimmen verlassen sowie auf den Chor des Bayerischen Rundfunks, der in den großen Gesellschaftsszenen dankbare Aufgaben übernimmt.
(Friedemann Leipold)