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Stravaganza - Extravaganz
Spleen, Verdrehtheit, Überspanntheit - dies alles steckt in dem klangvollen italienischen Wort „Stravaganza“. Während die deutsche Übersetzung eher wie Wissenschaftssprache für Nervenärzte anmutet, hält man die italienische „Stravaganza“ allein schon wegen der Sprachmelodie für eine Eigenschaft, mit der sich jeder Weltmann gerne schmückt. Eine Prise Extravaganz hebt den Dichter vom Autor ab, den Klangkünstler vom Tonsetzer und den Staatsmann oder die Staatsfrau vom Politiker. Besonders in einer Epoche, die man später nicht ohne Grund als „barock“ (schief, merkwürdig) umschrieben hat, galt Extravaganz als Tugend. Antonio Vivaldi widmete einen ganzen Zyklus von zwölf Konzerten der Extravaganz, Giovanni Maria Trabaci arbeitete mit „Consonanze Stravaganti“ (extravaganten Zusammenklängen) und Händels Emilia seufzt über ihren „Amante stravagante“, ihren sonderbaren Geliebten.
Im Barock entstand schließlich auch eine Gattung, die geradezu für Extravaganzen gemacht ist: die Oper. Wo sonst wirft sich das Publikum überspannten Diven zu Füßen? Und wo sonst sorgen die Verrücktheiten der Protagonisten für solch eine knisternde Spannung, wie etwa in Domenico Cimarosas Oper „Le stravaganze del conte“?