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Strenger Serialismus und expressives Pathos, komplexe Klangstrukturen und lässige Jazzrhythmen. Es gibt kaum einen anderen Komponisten der europäischen Nachkriegszeit, der schärfere Kontraste in seiner Musik zum Ausdruck gebracht hat, wie Bernd Alois Zimmermann. Er selbst sah in sich eine „sehr rheinische Mischung von Mönch und Dionysos“. Zwischen Askese und Lebensfreude, Verzweiflung und Optimismus, Rationalität und Impulsivität bewegten sich bei ihm Persönlichkeit und Schaffen. Die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen - berühmt geworden in seiner Auffassung von der „Kugelgestalt der Zeit“ - steht in seiner Musik für die Utopie einer allumfassenden Kunst, in der sich im Idealfall eine „zeitlose“ Wahrheit offenbart. Doch gleichzeitig hinterfragte Zimmermann in seinen Werken jeglichen unkritischen Idealismus. Die Kugel steht bei ihm als Metapher für seinen pluralistischen Ansatz: Jeder Augenblick aus der Geschichte, der Zukunft und dem Jetzt ist ständig in der Zeit präsent. Doch sieht er die Kugelgestalt keineswegs als Sinnbild für Vollkommenheit und Vereinheitlichung: In seine musikalischen Strukturen hat Zimmermann oft feinste Risse einkomponiert, die das kugelförmige Zeitgefüge schließlich zum Bersten bringen.
Zum 100. Geburtstag beleuchtet BR-Klassik die vielen Facetten von Bernd Alois Zimmermann, der mit seiner Oper „Die Soldaten“ einen Klassiker des modernen Musiktheaters geschaffen hat.