Bildquelle: © Jonathan Tichler / Met Opera
In der Belcanto-Oper, sagt man, ist das Orchester nebensächlich. Schließlich steht der Gesang im Mittelpunkt. Manchmal jedoch spiegelt sich die mentale Verfassung einer Bühnenfigur auf ungewohnte Art in der Klangfarbe eines solistisch hervortretenden Instruments: zum Beispiel in der aus ineinander geschobenen Glasglocken bestehenden Glasharmonika! Für den dramatischen Moment, wo die tragische Heldin in Donizettis "Lucia di Lammermoor" ihre geistige Zurechnungsfähigkeit verliert, plante der Komponist, der eines Tages selbst dem Wahnsinn verfallen sollte, ein fragil und irreal anmutendes Tasteninstrument ein, das in der Uraufführung (Neapel 1835) noch durch eine praktikablere Flöte ersetzt wurde. Von der italienischen Sopranistin Olga Peretyatko-Mariotti darf man erwarten, dass sie sich als überlegene Gestalterin des Notentextes profiliert, zumal in der Wahnsinnsszene. Aus der Metropolitan Opera überträgt BR-KLASSIK eine New Yorker Samstagsmatinee, an der auch der für gebrochene Charaktere wie Edgardo perfekt geeignete Tenor Vittorio Grigolo beteiligt ist.