Bildquelle: Isasi Quartet
Seit Joseph Haydn und der Wiener Klassik gilt das Streichquartett als die anspruchsvollste Gattung der Instrumentalmusik, als deren "Königsklasse" sozusagen. Dabei ist das Streichquartett noch mehr als die Symphonie zugleich der Inbegriff der "absoluten Musik" - der Musik, die anders als Oper, Geistliche Musik oder Symphonische Dichtung ihre Autonomie wahrt, die sich nicht vereinnahmen lässt als eine "Dienerin", die eine Handlung zu schildern, eine Situation zu untermalen, eine Person zu porträtieren oder Worte zu "transportieren" hat. Das Streichquartett steht für die reinste Form der Musik - abgehoben, abstrakt, eben absolut. Insofern war es wie ein Sakrileg, als Arnold Schönberg 1908 in seinem 2. Streichquartett eine Sopranstimme hinzuzog. Im dritten und vierten Satz singt sie Gedichte von Stefan George, darunter die prophetischen Worte "Ich fühle Luft von anderen Planeten", die auf Schönbergs Umwälzungen bald darauf deuten. Auch das Aufbrechen der Streichquartett-Tradition durch ihre Vermengung mit der Liedkunst gehört zu diesen Umwälzungen. Was manche als Mesalliance ansahen, wurde bald von anderen nachgeahmt - zum Beispiel von Ottorino Respighi ("Il Tramonto", 1914), Samuel Barber ("Dover Beach", 1931) oder von Othmar Schoeck ("Notturno", 1933). Unter dem Titel "Musikalische 4+1-Gespräche" spürt Klaus Meyer der scheinbar unvereinbaren Kombination und Konfrontation von Streichquartett und Gesangsstimme nach.