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Betrat sie die Bühne, beherrschte sie sie. Für Astrid Varnay hätte der Begriff der Bühnenpräsenz erfunden werden müssen. Mimisches, Gestisches, Körpersprachliches sorgte bei der Varnay für Elektrizität. "Neu-Bayreuth" wäre ohne sie nicht gewesen, was es war. Zwischen 1951 und 1968 gehörte Astrid Varnay als Konkurrentin Martha Mödls, als Partnerin Wolfgang Windgassens oder Hans Hotters zu den tragenden Säulen des Festspielbetriebs auf dem Grünen Hügel. Für die entrümpelte Regie-Ästhetik des Komponistenenkels Wieland Wagner war eine Hochdramatische mit solcher Ausstrahlung Gold wert. Zu Beginn ihrer Karriere war die Metropolitan Opera New York ein prominentes Sprungbrett für die Amerikanerin ungarischer Abstammung, die in Stockholm zur Welt kam. Unter anderem war es eine Verdi-Partie, Lady Macbeth, mit der sie in jungen Jahren Leute wie den Schauspieler und Regisseur Gustaf Gründgens zutiefst beeindruckte. Es lag ihr im Blut, abgründige Figuren zu formen - eine Begabung, der stimmlich eine typische Schärfe in der Höhe schon früh zugutekam.