1964 - 1989 - 2014: Drei Jahreszahlen spielen eine wichtige Rolle für die diesjährige Ausgabe des Jazzfests Berlin. 1964 wurde dieses weltberühmte Festival gegründet. Damals hieß es Berliner Jazztage, das Programm stellte der "Jazzbuch"-Autor Joachim-Ernst Berendt zusammen - und eigentlich war nur eine einmalige Veranstaltung während der Berliner Festwochen geplant, doch Berendt und seine Partner erwirkten eine Fortsetzung, und das Festival wurde zur international renommierten Dauer-Einrichtung im Herbst. 1964 gab es ein sehr wichtiges politisches Ereignis in Berlin: Der große amerikanische Bürgerrechtler Martin Luther King besuchte die Stadt - und steuerte zum Jazzfestival ein Geleitwort bei, in dem er die Rolle des Jazz für die amerikanische Bürgerrechtsbewegung hervorhob. In der Mitte zwischen 1964 und 2014 liegt 1989: der Fall der Berliner Mauer, der im November dieses Jahres also 25 Jahre her ist. "50 Jahre Jazzfest Berlin": Das ist also nicht nur eine hübsche Zahl, die Kontinuität ausdrückt, sondern ein großer zeitgeschichtlicher Bogen.
Und diesen Bogen spannt der aktuelle Programmgestalter des Jazzfests, der Publizist Bert Noglik, mit stilistisch hoch unterschiedlichen Konzerten an vier Tagen - sie versprechen spannende Erkundungen, die die historischen Ereignisse mit aktuellem Jazz verbinden. Die WDR Big Band präsentiert mit dem Sänger Kurt Elling ein speziell für das diesjährige Jazzfest zusammengestelltes Programm mit dem Titel "Freedom Songs". Der britische Saxophonist und Rapper Soweto Kinch reflektiert in seiner Musik sozialkritische Themen. Die Wiederentdeckung der vier Kurz-Opern "Die Engel" von Ulrich Gumpert und Jochen Berg mit der Ulrich Gumpert Workshop Band verknüpft sich inhaltlich mit dem Fall der Mauer. Als Festivalpremiere wird der Gitarrist Elliott Sharp ein für das Jazzfest Berlin entwickeltes Projekt auf die große Bühne bringen, das als "Tribute to Martin Luther King Berlin 64" den Berlin-Besuch Martin Luther Kings mit aktuellen Tönen und Gedanken in Beziehung setzt. Zudem gibt es bei diesem Festival viele Musiker des gegenwärtigen internationalen Geschehens zu hören, unter anderem den Pianisten Jason Moran mit zwei unterschiedlichen Bands, das Quartett der jungen deutschen Schlagzeugerin Eva Klesse, das Hedvig Mollestad Trio, Brass Mask und Free Nelson Mandoomjazz. Ein großer alter Saxophonstar und Hit-Schreiber des Jazz ist ebenfalls zu erleben: Benny Golson, geboren 1929, eine große Figur seit den 50er Jahren und Komponist von Klassiker wie "Blues march" und "Whisper not". BR-Klassik überträgt am 1. November von 20.05 bis 24 Uhr die Konzerte im Haus der Berliner Festspiele. Auf Bayern 2 ist gleich anschließend, also am 2. November von 0.05 Uhr bis 4.58 Uhr, eine lange Jazznacht mit einer Zusammenschau der wichtigsten Ereignisse zu hören - moderiert von Ulf Drechsel und Roland Spiegel.