Bildquelle: © Agathe Poupeney / Opera national de Paris
Die historisch präzise um das Jahr 1560 verortete Geschichte über Krone und Kirche, Politik und Privatsphäre, die vom spanischen Infanten und seiner aussichtslosen Liebe zur Gemahlin Philipps des Zweiten, seines Vaters, erzählt: Das ist Giuseppe Verdis "Don Carlos"! Der musikalische Direktor der Pariser Opéra, Philippe Jordan, wählt (selbstverständlich) die französische fünfaktige Fassung, mit Fontainebleau-Akt, keineswegs also die vergleichsweise populäre italienische Bearbeitung. Auch so leuchtet die Adaption Schillers als Verdis frühestes, lebensweises Alterswerk. Jonas Kaufmann setzt sich nicht zum ersten Mal in der Titelpartie mit der seelischen Zerbrechlichkeit eines sentimentalen Jünglings auseinander. Was es bedeutet, einer Rolle das Antlitz eines von Vereinsamung gezeichneten Lebensgebirges zu geben: Das ahnt man bei Ildar Abdrazakov im Gewand Philipps. Wohlüberlegt argumentiert Ludovic Tézier als Rodrigo, Marquis von Posa, für die Rettung Flanderns, während die eifersuchtsgeplagte Eboli der Elīna Garanča ihren hochkultivierten Mezzosopran nie ordinär ins Feld führt. Und Verdis Wunsch, Gesang in der Oper möge immer ein sinnlich-glühender Spiegel der Seele sein, beherzigt die Elisabeth der Sonya Yoncheva: Immense Klangfülle geht bei ihr mit einer vielfältig schattierten Höhe einher. Eine herausragende Opernproduktion, am Ort der Uraufführung des Werkes ...