Bildquelle: ©picture alliance / akg
"Das goldene Kalb steht noch immer aufrecht!" Eine Binsenweisheit, die niemandem ins Gedächtnis gerufen zu werden braucht. Charles Gounods Welterfolg "Faust" bietet außer dieser mephistophelischen Paradenummer, dem Rondo "Le veau d'or", eine Vielzahl von Arien, Ensembles und Chören, die das Ohr des musikalischen Kulinarikers entzücken. In der Pariser Referenzaufnahme des Jahres 1958 war der bulgarische Bassist Boris Christoff ein stimmlich agiler, farblich angemessen dämonischer Méphistophélès; die schwedische Tenor-Legende Nicolai Gedda als Faust idiomatisch perfekt unterwegs, geschmackvoll phrasierend, mit brillanter Höhe. Marguerite fand durch die Spanierin Victoria de los Ángeles zu eindringlicher Intensität: Unangestrengt strömte ihr Gesang, mit kontrolliertem Vibrato, tollem Piano. Am Dirigentenpult forderte André Cluytens vom Orchestre de l'Opéra National de Paris vor allem Esprit, auch für die energischen Faltenwürfe der überwiegend lyrischen Musik. Zum 200. Geburtstag Gounods verneigt sich BR-Klassik auf mehreren Sendeplätzen vor dem Erfinder des französischen "drame lyrique".