Bildquelle: Universal Edition, Eric Marinitsch
Arvo Pärt war der Komplexität der westeuropäischen Avantgarde ebenso überdrüssig wie des platten Dogmas des sozialistischen Realismus. Er suchte nach einem neuen kompositorischen Weg für sich. Nach langem Suchen entwickelte er 1976 einen neuen Stil, den er nach dem lateinischen Wort für Glocken „Tintinnabuli“ nannte: „Ich habe herausgefunden, dass es ausreicht, wenn eine einzige Note schön gespielt wird. Diese eine Note, oder ein leiser Schlag, oder ein Moment der Stille, tröstet mich. Ich arbeite mit sehr wenigen Elementen - mit einer oder zwei Stimmen, die ich mit den primitivsten Mitteln aufbaue - mit einem Dreiklang, mit einer spezifischen Tonalität. Die drei Töne des Dreiklangs sind wie Glocken. Und deswegen nenne ich es ‚Tintinnabulation‘.“
Beim Kissinger Sommer widmeten die Sinfonietta Riga und der Chor des Lettischen Rundfunks unter der Leitung von Sigvards Kïava einen ganzen Abend dem Schaffen Pärts, dem bedeutendsten Komponisten des Baltikums, der mit seiner Musik jedoch weit über seine Heimat hinausstrahlt. Neben dem legendären Stück „Fratres“ erklangen in Bad Kissingen auch zwei geistliche Werke: „Salve Regina“, eine marianische Antiphon der katholischen Liturgie, und „Adam’s Lament“ auf einen Text des orthodoxen Mönchs und Mystikers Siluan von Athos. Für ihre Einspielung von „Adam’s Lament“ wurden der Chor des Lettischen Rundfunks und die Sinfonietta Riga mit einem Grammy Award ausgezeichnet.