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Leider musste Franz Welser-Möst die Leitung der Konzerte dieser Woche krankheitsbedingt kurzfristig abgeben. Dafür kommt nun sein einstiger Assistent beim Cleveland Orchestra, der 1979 in New York geborene James Gaffigan, nach München und debütiert beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks mit dem von Welser-Möst geplanten Programm. Gaffigan ist Chefdirigent des Luzerner Sinfonieorchesters und Erster Gastdirigent der Niederländischen Radio-Philharmonie, mit der er kürzlich eine Gesamtaufnahme der sieben Prokofjew-Symphonien vollendet hat. Damit ist Gaffigan ein idealer Kandidat für Sergej Prokofjews selten gespielte Dritte Symphonie - obwohl sie bereits 1928 in Paris entstanden ist, wirkt das packende Werk immer noch radikal. Kein Wunder, verarbeitete Prokofjew darin doch Themen und Motive aus seiner dämonischen Mittelalter-Oper "Der feurige Engel", die von Hexenwahn, Exorzismus und Inquisition handelt. Mit harscher Instrumentation und obsessiven Rhythmen entwickelt Prokofjew in seiner Dritten Symphonie einen unwiderstehlichen Sog. Im ersten Konzertteil gibt es eine Wiederbegegnung mit dem russisch-deutschen Pianisten Igor Levit - einer der wenigen seiner Zunft, der nicht nur auf Twitter zu aktuellen Fragen und gesellschaftspolitischen Themen meinungsstark Stellung bezieht. Levit, der sich als überragender Beethoven-Interpret einen Namen gemacht hat, interpretiert nach dem dritten Klavierkonzert 2015 beim Symphonieorchester nun das prachtvolle fünfte von Beethoven - mit seinem heroischen Pathos und seiner schwerelosen Poesie passt es nicht schlecht zu Prokofjews Ausdrucksfuror.