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Gut dreißig Jahre nach seinem bislang einzigen Auftritt beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks gibt es ein Wiedersehen mit dem bald 90-jährigen Christoph von Dohnányi, einer lebenden Legende am Dirigentenpult. Durch seine Chefpositionen an den Opernhäusern von Frankfurt und Hamburg sowie bei den Sinfonieorchestern von WDR und NDR hat sich Dohnányi höchstes Renommee erworben. Hauptwerk seines spannenden Münchner Programms ist Peter Tschaikowskys autobiografische "Pathétique". Die Sechste Symphonie ist die erste in der Musikgeschichte, die mit einem "Adagio lamentoso" verklingt, was Tschaikowskys Vermächtnis den Charakter eines Requiems verleiht. In seinen Konzerten kombiniert Dohnányi gern Populäres mit Unbekanntem. So präsentiert er zum ersten Mal beim Symphonieorchester György Ligetis Doppelkonzert für Flöte und Oboe, das Dohnányi 1972 mit den Berliner Philharmonikern uraufgeführt hatte. Wie damals in Berlin kommen nun auch in München die Solisten aus den eigenen Reihen: Flötist Henrik Wiese und Oboist Tobias Vogelmann können in Ligetis luzider Komposition mit schwebenden Klängen und virtuosen Girlanden brillieren. Und mit einer offenen Frage eröffnet Dohnányi, der in seiner Ära beim Cleveland Orchestra viel amerikanische Musik dirigiert hat, den Abend: Längst ist "The unanswered question" von Charles Ives zu einem Klassiker der frühen Moderne geworden.