Bildquelle: Astrid Ackermann
Kent Nagano kennt die Klangwelt Olivier Messiaens wie kein Zweiter - hat er doch noch privat beim Maître in Paris studiert, so dass Messiaen für den jungen Amerikaner eine musikalische Vaterfigur wurde. Seinen Messiaen-Zyklus beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks setzt Nagano nun mit einem eher unbekannten, frühen Liederzyklus fort, den "Poèmes pour Mi". "Mi" war der Kosename von Messiaens erster Frau, der Geigerin Claire Delbos, der er die neun Lieder nach eigenen Gedichten gewidmet hat. In seiner hymnischen Komposition, die eine Liebeserklärung an seine Frau ist, versuchte Messiaen göttliche und irdische Liebe zusammenzubringen - wobei bohrende Zweifel und Schreckenslaute aus der Hölle miteinkomponiert sind. Mit dem reichen Vokalpart der "Poèmes pour Mi" gibt die junge französische Sopranistin Jenny Daviet ein spannendes Debüt beim Symphonieorchester, das in der gleißenden Orchesterversion von 1937 seine erlesene Farbpalette ausspielen kann. Ein Meister der Instrumentation war schon der Romantiker Hector Berlioz, dessen 150. Todestag 2019 weltweit gewürdigt wird. Perfekt passt sein früher Geniestreich, die visionäre "Symphonie fantastique", zu Messiaen, handelt dieser klingende Künstlerroman doch von einer manischen Passion für eine unerreichbare Geliebte - Drogenrausch und Hexensabbat inklusive.