Bildquelle: picture-alliance/dpa
Der forsche Franz Liszt, Virtuose, Publikumsliebling, Meister der Selbstinszenierung - ausgerechnet er wartet lange und zaudert. Als Pianist war Liszt mit den Klaviersonaten Ludwig van Beethovens bestens vertraut. Er wusste um ihre Bedeutung, ihre Übermacht und um die Gefahr ihres Erbes. Nachmachen? Ging nicht! Neue Entwicklungen ableiten? Nur mit Vorsicht! Als sich Liszt zwischen 1849 und 1853 endlich an die Gattung der Sonate heranwagt, steht er vor einer Herkulesaufgabe, er will Tradition und Fortschritt miteinander verbinden. Sieben Takte umfasst das Einleitungsthema, bestehend aus hohlen, gespenstisch tönenden Oktaven. Sie bilden sozusagen den Rahmen; denn knapp eine halbe Stunde später beschließen erneut Oktaven dieses Werk. Liszt verzichtet also auf ein großes, virtuoses Finale, er überführt sein Werk in die Stille. Es ist ein Werk an der Grenze zur Fantasie, oft wurde ihm ein Programm untergeschoben, etwa das einer „Faust“-Sonate. Doch diese Sonate lässt sich nicht auf mögliche programmatische Aspekte reduzieren. Christoph Vratz vergleicht Aufnahmen mit Martha Argerich, Jorge Bolet, Vladimir Horowitz, Julius Katchen, Daniil Trifonov und anderen Pianisten.