Bildquelle: Marco Borggreve
Es ist immer spannend für Musiker und Publikum, wenn ein neues Gesicht am Dirigentenpult auftaucht. Beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks ist es jetzt wieder soweit: Der 1971 bei Paris geborene François-Xavier Roth, einer der kreativsten Köpfe seiner Generation, debütiert mit Meisterwerken des 20. Jahrhunderts. Derzeit ist Roth, der mit seinem Spezialensemble "Les Siècles" vielbeachtete Projekte realisiert, Gürzenich-Kapellmeister und Generalmusikdirektor der Stadt Köln sowie Erster Gastdirigent beim London Symphony Orchestra. In München musiziert Roth zusammen mit seinem Landsmann Pierre-Laurent Aimard, beim Symphonieorchester vor allem aus der musica viva bekannt, das populäre dritte Klavierkonzert von Béla Bartók. Der schwerkranke Komponist konnte das pastoral abgeklärte, melodiös verspielte Werk wenige Wochen vor seinem Tod 1945 im amerikanischen Exil nicht mehr ganz fertigstellen. Als Hauptwerk seines feinen Programms präsentiert Roth die selten komplett zu hörende Ballettmusik zum "Feuervogel" von Igor Strawinsky - mit seiner russisch kolorierten Partitur gelang dem jungen Komponisten 1910 in Paris der Durchbruch. Und zum Auftakt bringt Roth ein hochexpressives Streicherstück aus seiner Heimat mit: 1968 orchestrierte Pierre Boulez zwei Sätze aus seinem zwanzig Jahre zuvor entstandenen Streichquartett. Dieses "Livre pour cordes" bietet in der Webern-Nachfolge Musik von fast spätromantischer Anmutung, die in vielen Farben schillert und vor Energie nur so sprüht.