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Der Tod als Erlösung und Eintritt ins Paradies: Dies ist die Grundhaltung von Gabriel Faurés "Requiem", op. 48. In der gesamten Musikliteratur gibt es kein anderes Requiem mit einer derart versöhnlichen und optimistischen Behandlung des Themas "Tod". Das 1888 entstandene, siebenteilige Werk ist, nach Faurés eigener Aussage, "vom menschlichen Vertrauen in die Ewigkeit beherrscht". Die Dramatik eines "Dies Irae" etwa, wie sie uns in Mozarts oder Verdis Requiem-Vertonungen begegnet, sucht man bei Fauré vergebens. Stattdessen entlässt der Komponist den Hörer zu den lichten Klängen der lateinischen Antiphon "In paradisum", die gar nicht klassischer Bestandteil der Totenmesse ist. Auch die Instrumentierung sucht in der musikalischen Requiems-Tradition ihresgleichen. In der Urfassung, in der das Stück erstmals in der Pariser Pfarrkirche "La Madeleine" erklang, musizierten nur der Chor, tiefe Streicher - ohne Violinen - eine Harfe sowie Pauken und die Orgel als durchkomponiertes Continuo-Instrument. Erst später entstand eine erweiterte Fassung mit Blechbläsern und - anläßlich der Pariser Weltausstellung im Jahr 1900 - die heute gebräuchliche Version mit großem Orchester. Doch auch darin gibt es keinen einzigen Takt, in dem sämtliche Instrumente gemeinsam in Erscheinung treten. Matthias Keller hat für seinen Interpretationsvergleich 25 Einspielungen herangezogen, die den verschiedenen Fassungen nachspüren und dabei einen Zeitraum von 1948 bis in die jüngste Gegenwart umspannen. Von der Fauré-Schülerin Nadia Boulanger über André Cluytens, Ernest Ansermet, Colin Davis und Daniel Barenboim, bis hin zu John Eliot Gardiner, Philippe Herreweghe, Hervé Niqué und Peter Dijkstra.