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"Dirigent zu sein, ist ein guter Beruf, um alt zu werden, denn es ist immer eine Herausforderung - und Herausforderungen braucht man, wenn man älter wird." Das hat der schwedische Dirigent Herbert Blomstedt vor einem Jahr in einem Zeitungsinterview bekannt - und es scheint zu stimmen, denn der bald 92-Jährige setzt seine langjährige Zusammenarbeit mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks mit unverminderter Energie und Vitalität fort. Diesmal präsentiert Blomstedt ein Programm in a-Moll: Der herben Vierten Symphonie von Jean Sibelius stellt er die düstere "Schottische" von Mendelssohn gegenüber. Inspiriert von einer Reise zu den schottischen Highlands 1829, hat der junge Mendelssohn ein Jahrzehnt später in seiner Dritten Symphonie nebelverhangene Landschaftseindrücke und landestypische Folklore verarbeitet - die Turbulenzen des Finales münden allerdings in überschwängliches A-Dur. Von solchen Lichtblicken ist die bei uns kaum bekannte Vierte Symphonie von Sibelius weit entfernt, hat sich der Komponist darin doch weit in Richtung Avantgarde vorgewagt. Starke harmonische Spannungen treffen auf einen kammermusikalisch ausgedörrten Satz, ein dunkel glühender Malstrom verbreitet eine brütend trostlose Atmosphäre. Und zwischen die beiden a-Moll-Symphonien setzt Blomstedt das von ihm besonders geliebte, feierliche Zwischenspiel aus der Kantate "Sången" des schwedischen Spätromantikers Wilhelm Stenhammar.