Bildquelle: Barbara Herbst
Er gilt als der Librettospezialist schlechthin, womöglich als Libretto"papst" Deutschlands, also jemand, der wie kein zweiter um die Geheimnisse von Opern- und Operettentextvorlagen weiß - es geht um Prof. Albert Gier. Doch wie kommt man zu einem solchen "Beruf"? Was trieb den in Aachen aufgewachsenen und an der Universität Bamberg lehrenden Professor für romanische Philologie dazu, sich in die Beziehungstiefen zwischen Literatur und Musik zu versenken? Was gibt es da zu entdecken, was sind die Geheimnisse eines "guten" Librettos? Die scheinbare Kuriosität dieser Profession führt einen geradewegs mitten hinein in die Diskussion um Alberts Giers Arbeitsschwerpunkt.
Gerade ist sein jüngstes Buch erschienen: "Wär es auch nichts als ein Augenblick - Poetik und Dramaturgie der komischen Operette". Viel geschmäht und bis heute eher vernachlässigt oder oft mit der Drittbesetzung am Theater lieblos dahin-inszeniert und - musiziert, genießt die Operette ganz allmählich wieder die Aufmerksamkeit, die ihr gebührt. Dass sie weit mehr ist, als billiges Chichi, dass sie vielmehr ein ziemlich raffiniertes und komplexes Kunstwesen ist - das hat Prof. Gier in seinem gut 400-seitigen Kompendium an zahlreichen Werken minutiös dargestellt. Man darf gespannt sein, ob er auch echte Favoriten hat unter den Operetten. Ist es Lehár oder Offenbach, oder sind es doch eher die verrückten komischen Stoffe des unüberbietbaren Briten-Duos Gilbert & Sullivan? Stoff genug in jedem Fall für eine aufregende Stunde "Meine Musik". Eines darf vielleicht schon hier verraten sein: Albert Gier hat in seinem Buch auch eine Liebeserklärung abgegeben. Nur an wen, das wird erst in der Sendung verraten.