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„Als die Frau mir sagte: ‚Ich gratuliere, es ist ein Knäblein‘ - musste ich weinen und lachen und beten. - Erhalte ihn mir, Gottheit, die mir ihn gab, er sei die Stütze seiner Schwestern, der Erbe seines angebeteten Vaters.“
So lautet der erste eigenhändige Tagebucheintrag von Cosima Wagner nach der Geburt ihres Sohnes Siegfried am 6. Juni 1869 in Tribschen bei Luzern.
Schon bei der Geburt wurde Siegfried von seiner Mutter eine schwere Last als Erbe aufgebürdet - die Unsicherheit, ob er sie in der zugedachten Rolle tragen oder sich von ihr befreien solle, bestimmte sein ganzes Leben. Siegfried Wagner entschied sich erst spät für eine musikalische Ausbildung - sein Kompositionslehrer war Engelbert Humperdinck - und übernahm 1908 die Leitung der Bayreuther Festspiele von seiner Mutter. Eigentlich wollte er lieber das Leben eines Dandys nach dem Vorbild Oscar Wildes führen, doch musste er für das dynastische Fortleben der Familie sorgen und zu diesem Zweck die junge Britin Winifred Williams heiraten.
Siegfried Wagner komponierte 17 Opern, denen kein großer Erfolg beschieden war (und ist). Als Festspielleiter bemühte er sich um eine moderate Modernisierung in den Inszenierungen. Sein bedeutendstes Projekt war die Neuinszenierung des „Tannhäuser“ 1930 mit dem jungen Arturo Toscanini am Pult. Noch während der Proben allerdings erlitt Siegfried Wagner einen Herzinfarkt und starb am 4. August 1930 in einem Bayreuther Krankenhaus.
An den 150. Geburtstag von Siegfried Wagner erinnert BR-Klassik mit Ausschnitten aus seinen Opern „Bruder Lustig“ und „Der Kobold“ sowie mit seinem Violinkonzert.