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Ritter von der traurigen Gestalt
Massenet in Bregenz
Kein strahlender Tenorheld steht im Mittelpunkt dieser Oper, dafür aber ein rührender "Antiheld“ der Stimmlage Bass - so hat Jules Massenet seinen Don Quichotte 1910 konzipiert und dem großen Fjodor Schaljapin auf die Stimmbänder geschrieben. Ein wenig identifizierte sich der Komponist wohl auch selbst mit dem "Ritter von der traurigen Gestalt“; denn 67-jährig und schwer von Rheuma geplagt, hatte sich Massenet in die halb so alte Lucy Arbell verliebt, die bei der Uraufführung des "Don Quichotte" in Monte Carlo die Partie der Dulcinée sang. Immerhin ist die reale Ausgabe des imaginierten Ritterfräuleins in Massenets Libretto keine grobschlächtige Bauernmagd wie bei Cervantes, sondern eine kapriziöse Provinzschönheit, die der kauzigen Noblesse des idealistischen Ritters durchaus etwas abgewinnen kann. Diese Dulcinée wird bei den diesjährigen Bregenzer Festspielen durch die junge russische Mezzosopranistin Anna Goryachova interpretiert, einer Renata Scotto-Schülerin, die bereits in Madrid, London, Verona und Berlin von sich Reden machte. Ihr ritterlicher Verehrer mit blühender Heldenfantasie ist der ungarische Bassist Gábor Bretz, Daniel Cohen dirigiert die Wiener Symphoniker. BR-Klassik überträgt live aus dem Festspielhaus.