Bildquelle: Bayreuther Festspiele / Enrico Nawrath
„Tristan und Isolde“ gilt als Werk der Extreme. Von der epischen Vorlage und ihrem Reichtum an Episoden blieb kaum mehr übrig als einige Figuren und Konstellationen, die Wagner zu drei Aufzügen mit wenigen Szenen verdichtete. Es ist alles getilgt, was nicht dem unmittelbaren Zusammenhang angehört, um den es einzig geht: die Tragik von unerfüllbarer Liebessehnsucht und verzehrendem Todesverlangen. Die archaisierende Sprache des Librettos erinnert in ihrer oft dunklen Metaphorik an Novalis‘ „Hymnen an die Nacht“. Der Dialog ist Kommunikation der Sprachlosigkeit - die Redenden verstehen einander nicht. Sie verschweigen mehr, als sie sagen. Das Gespräch schlägt um in gemeinsamen Monolog, verstummt schließlich ganz. Der Dialektik von innerer und äußerer Realität entspricht das Raffinement der einzigartigen Tonsprache, die einen Gipfel der musikalischen Romantik markiert - mit erheblichem Einfluss auf die Moderne. In Bayreuth ist heuer zum letzten Mal die Inszenierung von Festspielchefin Katharina Wagner zu sehen, die musikalische Leitung liegt wie gewohnt bei Christian Thielemann.