Bildquelle: Bayerische Staatsoper/Wilfried Hösl
Eine femme fatale findet als Dirne in einer schäbigen Londoner Dachkammer ihr grausiges Ende durch einen "Schlitzer" - was für ein Opernfinale! Es schockiert, heischt aber auch Mitleid mit dem Opfer. Der Komponist Alban Berg hatte seine Qualitäten als einfühlsamer Theatermensch schon am Beispiel Wozzecks unter Beweis gestellt, als er die Tragödien "Erdgeist" und "Die Büchse der Pandora" von Frank Wedekind in der Deutung von Karl Kraus kennenlernte: Dessen These war, dass die Heldin als "Inbegriff der gehetzten, ewig missverstandenen Frauenanmut" zu sehen sei, vernichtet von typisch männlichen Besitzansprüchen. Der zwölftönigen, unvollendet hinterlassenen Oper geht der Dirigent Kirill Petrenko im Münchner Nationaltheater anlässlich einer (um den dritten Akt) ergänzten Fassung auf den Grund. Für die Inszenierung der Neuproduktion ist Dmitri Tcherniakov verantwortlich, die Lulu übernimmt eine ihrer seit langem besten Rolleninterpretinnen: Marlis Petersen.