Bildquelle: Amati Bacciardi
Absolut zurechnungsfähig, mit voller Absicht, bringt Orest seine Mutter Klytämnestra um - wie Opernfreunde aus "Elektra" von Richard Strauss wissen. Eine rund 80 Jahre ältere Oper, "Semiramide" von Gioacchino Rossini, führt uns hingegen vor Augen, wie jemand seine Mutter versehentlich tötet und so ganz unfreiwillig ebenfalls einen Vatermord rächt. Der babylonische Stoff wurde nicht weniger als 60 Mal vertont, kein Geringerer als Voltaire lieferte die Vorlage zu Rossinis zweiaktigem "Melodramma tragico". Irgendwo zwischen Gluck und Meyerbeer bewegt sich der "Schwan von Pesaro" stilistisch, bei dieser 1823 am Teatro La Fenice zu Venedig aus der Taufe gehobenen Partitur. Das Rossini Opera Festival Pesaro präsentiert eine Neuproduktion der "Semiramide" mit der bislang weitgehend unbekannten georgischen Sopranistin Salome Jicia in der Titelpartie - eine Entdeckung? Es dirigiert Michele Mariotti, der in der Pause ausführlich zu Wort kommt.