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Würde es zu einer "Chinesischen Lösung" kommen? Das fragten sich an diesem 9. Oktober 1989 viele Leipziger voller Sorge. Was mit "Chinesischer Lösung" gemeint war, verstand man in der DDR sofort: Die Formel bezog sich auf die vorangegangene blutige Niederschlagung des Studentenprotests im Juni '89 auf dem Pekinger Platz des Himmlischen Friedens. Auch in Leipzig hatten sich oppositionelle Demonstrationen und Aktionen immer mehr etabliert. Doch an diesem Tag bot die Staatsführung der DDR deutlich sichtbar ein Großaufgebot von Polizei, Kampfgruppen und Armee in der Stadt auf, um gegen die immer stärker werdenden Montagsdemonstrationen vorzugehen. Doch dann geschah das schier Unglaubliche: Kurt Masur, der international erfolgreiche Gewandhauskapellmeister, brachte erstmals überhaupt Bürgerrechtler und Mitglieder des Staatsapparates an einen Tisch. Am frühen Abend verlas er öffentlich einen gemeinsam verfassten Aufruf gegen Gewalt. Und tatsächlich verlief die Demonstration auf dem Leipziger Ring mit etwa 70.000 Teilnehmern friedlich und ohne Blutvergießen, während Kurt Masur im Leipziger Gewandhaus das reguläre Konzert des Leipziger Gewandhausorchesters dirigierte.
Den Mitschnitt dieses historischen Konzertabends, bei dem die Nerven hörbar blank lagen, erleben Sie in dieser Sendung.