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„In Komitas‘ Liedern fand das armenische Volk seine Seele, und erkannte seine spirituelle Natur wieder. Komitas Vartabet ist ein Anfang ohne Ende. Er wird durch das armenische Volk leben, und dieses muss durch ihn leben - jetzt und für alle Zeit.“
Was Katholikos Vazgen I. als damaliges Oberhaupt der armenischen Kirche äußerte, ist trotz des biblischen Tonfalls nicht übertrieben. Denn Komitas bewahrte in seinen Liedern und Hymnen das nationale Kulturgut seines Volkes vor Vernichtung und Vergessen. 1894 zum Priester der armenischen Kirche, zum Vartabet, geweiht, errang er sich bei seinen Auslandsreisen durch seine musikethnologische Sammlertätigkeit und kreative Bearbeitungskunst auf dem Gebiet der Folklore den Beinamen eines „armenischen Bartók“. Als im April 1915 der Völkermord an den Armeniern im osmanischen Reich begann, wurde auch Komitas verhaftet. Zwar kehrte er - aufgrund einer internationalen Intervention - zurück; doch hatten ihn die Erlebnisse während der Deportation geistig so schwer zerrüttet, dass er die letzten 16 Jahre seines Lebens in einer psychiatrischen Klinik verbrachte. So durchlitt Komitas exemplarisch das Schicksal seines Volkes, das nach Jahrhunderte langer Verfolgung in aller Welt verstreut lebt. Kein Wunder, dass sich viele Armenier mit ihm identifizieren und seine Lieder als Klang einer Heimat erleben, die für immer verloren ging.