Bildquelle: Marco Borggreve
Robin Ticciati, charismatischer Chefdirigent des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin, ist ein Sympathieträger für die Klassik. Zum Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks kehrt der gebürtige Londoner mit einem beziehungsreichen Programm zurück, das faszinierende Perspektiven eröffnet. In der ersten Konzerthälfte präsentiert Ticciati Auszüge aus Richard Wagners Vermächtnis, seinem Bühnenweihfestspiel "Parsifal" - das Vorspiel und Auszüge aus dem dritten Aufzug in einer von Claudio Abbado arrangierten Suite. Als Gralsritter-Gemeinschaft fungiert hier der Chor des Bayerischen Rundfunks, der Ticciati seit langem herzlich verbunden ist. Über musikalische Zeitverläufe reflektiert auch der britische Komponist George Benjamin, berühmt geworden durch seine Oper "Written on Skin", in seiner frühen Orchesterstudie "Sudden Time" von 1993. Wie brodelndes Magma lässt Benjamin in seiner suggestiven Komposition die Klänge wuchern, raffiniert dehnt und staucht er den musikalischen Zeitfluss. Ähnlich ging auch Jean Sibelius in seiner einsätzigen Siebten Symphonie vor, seiner letzten. In einem riesigen Spannungsbogen setzt der unaufhörliche Musikstrom enorme Energien frei und mündet in einen strahlenden C-Dur-Schluss.