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Können, ja wollen wir uns Beethoven zu Beginn des 19. Jahrhunderts als "heiteren, zu jedem Scherz aufgelegten, frohsinnigen, munteren, lebenslustigen, witzigen" Menschen vorstellen? Die Frage zielt auf seine vierte Symphonie, die, gleichsam eingeklemmt zwischen der "Eroica" und der Fünften, bei allem Erfolg von Anfang an gerne unterschätzt wird. Weil sie eben nicht das Klischee des Titanischen, Schicksalhaften bedient, jedenfalls nicht vordergründig, sondern eher klassizistisch oder romantisch-idyllisch daherkommt. Und in jeder Beziehung kleiner dimensioniert. Das bedeutet nicht, dass die B-Dur Symphonie, op. 60 ästhetisch kein Zukunftspotenzial hätte, im Gegenteil. Wie stark dieses Potenzial akzentuiert wird, darauf findet die Diskografie höchst unterschiedliche Antworten, wie eine neue Folge der Reihe "Interpretationen im Vergleich" zeigt (und im Beethoven-Jahr 2020 wird dies nicht die letzte Sendung zu Ehren des Jubilars sein). Christine Lemke-Matwey beschreibt und bewertet Aufnahmen der Dirigenten Wilhelm Furtwängler und Arturo Toscanini ebenso wie Carlos Kleiber, Jos van Immerseel oder Andris Nelsons.