Die letzte Konzertserie des Jahres bringt für das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks ein Wiedersehen mit dem Frankokanadier Yannick Nézet-Séguin. Das Energiebündel aus Montreal ist derzeit Chef des Philadelphia Orchestra und der Rotterdamer Philharmoniker. Nézet-Séguin eröffnet den Abend mit Igor Strawinskys raffinierter Ballett-Suite "Pulcinella", die den burlesken Witz der Commedia dell'arte mit neobarocker Parodie vereint. Im Zentrum steht das Cellokonzert des französischen Klangmagiers Henri Dutilleux, der 2013 mit 97 Jahren in Paris verstorben ist. Der Titel "Tout un monde lointain ... Eine ganze Welt in der Ferne" ist wie die gesamte Inspiration zu der Partitur einem erotisch aufgeladenen Gedicht aus Charles Baudelaires "Les Fleurs du Mal" entnommen. In exquisiten Klängen fängt Dutilleux Baudelaires surreale Atmosphäre mit ihren morbiden Nachtschattengewächsen und schweren Düften kongenial ein. Mit diesem Klassiker der Moderne von 1970 gibt der französische, gleichfalls in Montreal geborene Cellist Jean-Guihen Queyras sein Debüt beim Symphonieorchester. In orientalische Märchenwelten führt zum Schluss die populäre Orchestersuite "Scheherazade" von Nikolaj Rimskij-Korsakow. Die bezaubernde persische Prinzessin, die den mörderischen Sultan mit ihren fantastischen Geschichten 1001 Nacht besänftigt, wird von Rimskij-Korsakow durch eine Solovioline porträtiert - eine dankbare Aufgabe für den Konzertmeister Anton Barachovsky.
(Fridemann Leipold)