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„Schall und Wahn“ heißt ein Album der Berliner Band Tocotronic, denn was könnte besser durch Musik und Klänge dargestellt werden als menschliche Ausnahmezustände, die mit Worten kaum zu beschreiben sind?
Wahn(sinn), Verrücktheit, extreme Seelenzustände - die Würze jeden künstlerischen Ausdrucks. Im Tafel-Confect bricht der musikalische Wahnsinn diesmal mit voller Wucht aus: Ein englisches Volkslied aus dem 17. Jahrhundert erzählt von „Mad Maudlin“ und die Aufführungsanweisung „furioso“ in etlichen Werken macht klar, dass es nicht um Musik zum Entspannen geht.
Wahnsinn - von Anbeginn ihrer Erfindung ein Lieblingsthema in der Oper, der „Drama Queen“ unter den musikalischen Gattungen. Wahnsinnsszenen wie in Händels „Orlando“ bilden musikdramatische Höhepunkte. Aber auch im Tanz steckt die unkontrollierbare Verrücktheit, missbilligend beäugt von den kirchlichen Autoritäten. Der Jesuit Athanasius Kircher etwa erforschte die süditalienische Tarantella, bei der sich die von der Tarantel Gebissenen der Legende nach in Trance tanzen, um das Spinnengift aus dem Körper zu treiben. Ein anderer südeuropäischer Tanz, die „Follia“, trägt den Wahnsinn schon im Namen - die bekannteste Variationenfolge über das Thema von Arcangelo Corelli stellen wir in unserer Rubrik „Simply the best - die Top 99 der Alten Musik“ vor.