Bildquelle: BR/Alexander Naumann
Dieser Tage, am 5. Juni 2020, jährt sich zum 100. Mal der Geburtstag von Kurt Edelhagen - neben seinen Generationsgefährten Werner Müller, Bert Kaempfert und Max Greger einer der großen, legendären deutschen Big-Band-Chefs in den ersten Nachkriegsjahrzehnten. Edelhagen, der Mann mit der dick umrandeten, schwarzen Hornbrille, war mehr noch all seine Kollegen ein "richtiger" Jazzer. Sein großes Vorbild war Stan Kenton, der US-amerikanische Pianist, Big-Band-Leader und Komponist, der sich mit seinen großorchestralen Arrangements im volltönenden, dissonant geschärften Sound als Galionsfigur des sogenannten "Progressive Jazz" profilierte, "cool" und "hot" zugleich. Bereits Anfang der 1950er Jahre wurde Kurt Edelhagen als "der deutsche Stan Kenton" gerühmt, und "Der Spiegel" titelte damals sein Porträt des Edelhagen-Orchesters mit dem Motto "Eisgekühlter Hot". Unter diesem Motto präsentieren wir Ihnen im Thema der Woche in der Mittagsmusik einen Querschnitt aus dem bunten, vielfältigen Repertoire des Musikers. Denn Kurt Edelhagen war nicht nur ein progressiver Jazzer, er war auch ein grandioser Tanz- und Unterhaltungsmusiker, der das populäre Genre souverän beherrschte.
"Swing mit viel String" aus Nürnberg
Fast ein Vierteljahrhundert war Kurt Edelhagen eng mit Anstalten der ARD verbunden. Von 1952 bis 1957 stand er mit seinem Orchester beim Südwestfunk Baden-Baden unter Vertrag, von 1957 bis 1972 beim Westdeutschen Rundfunk in Köln. Bereits zuvor schrieb Edelhagen Musikgeschichte des Bayerischen Rundfunks in Nürnberg. Denn von Mitte 1949 bis Ende 1951 war das Orchester Kurt Edelhagen de facto das hauseigene Jazz- und Unterhaltungsorchester des Studios Nürnberg - des heutigen Studios Franken des Bayerischen Rundfunks. In den seinerzeit ganz neuen Studioräumen an der Wallensteinstraße im Westen der damaligen Trümmer- und Ruinenstadt entstanden um 1950 über einhundert Aufnahmen: Jazz-Nummern und Tanzmusik, Schlager der Zeit und Evergreens aus vergangenen Tagen sowie vieles mehr. Dazu gehört eine Aufnahme von Glenn Millers Welterfolg "Moonlight Serenade" im Arrangement von Paul Biste, der nicht nur für Edelhagen arrangierte, sondern auch im Orchester Klarinette und Altsaxophon spielte. Mit ihrem aparten Streichersatz hat die Adaption einen ganz eigenen Charakter: "Swing mit viel String" hieß Anfang der 1950er Jahre das Motto nicht nur von Werner Müller und seinem RIAS-Tanzorchester. Neben solchen Swing-Nummern erfreuten sich damals auch die lateinamerikanische Modetänze besonderer Beliebtheit. Kurt Edelhagen trug dem vielfach Rechnung - so zum Beispiel mit dem "Cuban Mambo" von Xavier "Cugi" Cugat, dem Komponisten und Bandleader, der in Barcelona geboren wurde, in Kuba aufwuchs und dann ab den 1920er Jahren in den USA große Karriere machte.
Aufnahmen vom 11. März 1951 (Serenade) und 1. Juni 1951 (Mambo) in Nürnberg