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"Nach unserer Meinung ist die Geige kein Instrument für eine Dame - an Ihrer Stelle würde ich Klavier oder Harfe lernen", so der wohlmeinende Rat der Zeitschrift "Choir" 1863 auf die Anfrage einer Leserin. Ausbildungsinstitute nahmen im 19. Jahrhundert Geigenschülerinnen nur ungern auf - wie lange sich Traditionsorchester wie die Wiener oder Berliner Philharmoniker gegen weiblichen Streichernachwuchs sperrten, ist bekannt. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts emanzipierten sich endlich auch Geigerinnen weltweit als gefeierte Solistinnen gegen die männliche Konkurrenz. KlassikPlus beleuchtet spektakuläre Karrieren mit Wunderkind-Bonus und politische Schicksale zwischen Anpassung an die faschistischen Regime, Exil und Widerstand gegen die neuen kommunistischen Machthaber. Die langlebigste Karriere war der Wiener Jüdin Erica Morini beschieden, die 1995 in New York starb, die kürzeste dem französischen Ausnahmetalent Ginette Neveu, die 1949 mit gerade mal 30 Jahren bei einem Flugzeugabsturz auf den Azoren ums Leben kam. Von ihnen und weiteren Kolleginnen aus Italien und Ungarn haben sich gut restaurierte Aufnahmen erhalten, die noble Geigenkunst, bestechende Virtuosität und unbändiges Temperament dokumentieren. Zu hören sind Ausschnitte aus den großen Violinkonzerten von Mozart, Dvořák oder Sibelius sowie ausgewählte Kammermusik-Highlights.