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Alles an ihr war groß: Der unerschöpflich scheinende Atem, die weit gespannten Phrasierungsbögen, die voll strömende, den Tonumfang von Alt bis Sopran mühelos durchmessende Stimme und nicht zuletzt die majestätische Gestalt. Jessye Norman war eine charismatische Ausnahmeerscheinung, die nicht nach herkömmlichem Maßstäben zu messen ist. 1945 kam sie im Bundesstaat Georgia als Tochter einer schwarzen Mittelklasse-Familie zur Welt. 1968 gewann sie den Internationalen ARD-Musikwettbewerb in München, wenig später wurde sie an die Deutsche Oper Berlin verpflichtet. Auf Dauer waren feste Engagements jedoch nichts für sie: Zu hoch waren ihre Ansprüche an Probenbedingungen und künstlerische Kompromisslosigkeit, zu speziell ihre Repertoireinteressen. Und dann war da noch ihre große Liebe für das Lied: Egal ob Schumann, Fauré oder Mussorkgskij - alles sang sie in der eigens erlernten Originalsprache und subtilster Ausdrucksdifferenzierung. Am 30. September 2019 starb Jessye Norman in einer New Yorker Klinik an Organversagen. Heute wäre sie 75 Jahre alt geworden.