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Denkmäler für Beethoven gibt es heute nicht nur in seiner Geburtsstadt Bonn und an seinem Lebensort Wien, sondern in vielen Städten: der Meister in Kolonialherrenpose oder in heroischen Arrangements mit Musen und Engelchen. Im Grunde aber ist er immer allein ‒ der Genius, das sich angeblich selbst erschuf, seine Musik voraussetzungslos komponierte und den bestürzten Zeitgenossen vor die Füße warf. Dieses Bild eines "deutschen Genies" entstand in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als die politisch zersplitterte Nation nach kulturellen Leitfiguren suchte. Auch die Wiener Zeitgenossen erkannten durchaus, dass Beethoven etwas Besonderes war ‒ eine Individualität allerdings, die nicht unangefochten war und sich gegen zahlreiche begabte Konkurrenten durchsetzen musste ‒ etwa gegen den Mozart-Schüler Johann Nepomuk Hummel, den jung verstorbenen Anton Eberl, den Böhmen Jan Ladislav Dussek oder den Geigenvirtuosen Franz Clement. Sie alle fanden in Wien ein Kennerpublikum, das wusste, was gute, moderne Musik war. Beethovens "neuer Weg", den er als Dreißigjähriger einschlug, war von solchen Zeitgenossen beeinflusst. Der Geiger und Dirigent Reinhard Goebel hat einige ihrer Werke in seiner CD-Reihe "Beethovens Welt" erschlossen und mit deutschen Rundfunkorchestern ‒ darunter dem Münchner Rundfunkorchester ‒ aufgenommen: eine Reise durch das Koordinatensystem eines Genies.