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Die Musik, die man hört, steht oft nicht in den Noten. Das ist nicht erst seit dem Free Jazz so. Schon die Troubadoure des Mittelalters waren es gewöhnt, ihre Melodien abzuwandeln und die Texte der Situation anzupassen. In den polyphonen Werken der Renaissance waren gelegentlich nur wenige Stimmen notiert, aus denen Spieler und Sänger die fehlenden ableiten mussten, was viel Raum für Variationen und Verzierungen ließ. Auch die barocke Generalbassbegleitung gewährte den Interpreten manche Freiheit bei der Ausführung. Virtuosen des 17. und 18. Jahrhunderts lieferten sich zudem leidenschaftliche Improvisationsduelle. Und selbst in den Kadenzen klassischer Solo-Konzerte und den Fantasien der Romantik leben Reste oder zumindest Vorstellungen von unbekümmerter, spontaner musikalischer Erfindung weiter. Ein Tafel-Confect übers Verzieren, Variieren und Improvisieren, mit Christian Schuler.