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Der Tango-König - Astor Piazzolla zum 100. Geburtstag
"Der Tango-König - Astor Piazzolla zum 100. Geburtstag", das ist unser Thema in der Mittagsmusik dieser Tage. Geboren am 11. März 1921 im argentinischen Seebad Mar del Plata, jährt sich am Donnerstag dieser Woche zum 100. Mal der Geburtstag des legendären Komponisten und Arrangeurs, Bandoneon-Virtuosen und Ensemble-Leiters. Aus diesem Anlass präsentierten wir Ihnen in der Mittagsmusik im Thema der Woche jeden Tag Musik des Jubilars.
Symphonie und Konzert, Oper und Oratorium
Astor Piazzolla - er war nicht nur ein grandioser Tango-Musiker, ein virtuoser Bandoneon Spieler und Erfinder unzähliger unwiderstehlicher Melodien im Tango-Duktus. Er war auch ein wirklicher Komponist, und zwar im Sinne von Bach, Brahms und Schönberg. Waren doch seine Lehrer neben dem Tango-Orchesterleiter Anibal "Pichuco" Troilo auch der große argentinische Komponist artifizieller Musik Alberto Ginastera, der berühmte deutsche Dirigent Hermann Scherchen und die legendäre Pariser "Komponistenmacherin" Nadia Boulanger. Geprägt von deren Einfluss komponierte Piazzolla neben seinen rund dreihundert Tangos auch große Orchesterwerke wie die "Sinfonia Buenos Aires", das Oratorium "El Pueblo Joven" oder Werke für das Musiktheater wie die Oper "Maria de Buenos Aires". All diesen Werken begegnet man in den Konzertsälen und Opernhäusern hierzulande nur selten, einzig und allein konzertante Werke aus Piazzollas "klassischem" Repertoire kann man gelegentlich hören. Dazu zählen die Jahreszeitenkonzerte "Las Cuatro Estaciones Porteñas", von denen wir am Montag das Frühlingskonzert hatten, und das Konzert "Aconcagua", aus dem bei uns heute das Finale auf dem Programm steht.
"Aconcagua" - Der Gipfel
"Aconcagua", 1979 entstanden, ist ein traditionell dreisätzig angelegtes Solokonzert für Bandoneon, Streicher und Schlagzeug. Der Verleger Aldo Pagani sah in diesem Werk den Gipfelpunkt von Piazzollas Schaffen und schlug dementsprechend den Beinamen vor, unter dem das Konzert berühmt wurde: Aconcagua - der Name des höchsten Bergs Südamerikas. Zugleich brachte das "Aconcagua"-Konzert Piazzolla den Ruf ein, der "Villa-Lobos Argentiniens" zu sein - eine Auszeichnung, die viel bedeutet: Gilt doch Heitor Villa-Lobos (neben Alberto Ginastera) nach wie vor als der größte Komponist Südamerikas. Auch Piazzolla vereint lateinamerikanische Folklore mit Elementen und Verfahren der europäischen Kunstmusik. Heraus kam dabei eine explosive Mixtur, die gleichermaßen Horror und Charme versprüht. "Aconcagua" ist ein außergewöhnliches Werk. Es hat nichts mit traditionellem Tango zu tun. Es ist Neue Musik, die Piazzolla aber niemals hätte komponieren können, wäre er nicht durch und durch mit dem Tango vertraut gewesen.