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Der Tango-König - Astor Piazzolla zum 100. Geburtstag
Heute vor einhundert Jahren, am 11. März 1921, wurde in Mar del Plata, südlich von der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires, Astor Piazzolla geboren. Der Komponist und Arrangeur, Bandoneon-Virtuose und Ensemble-Leiter zählt zu den schillerndsten Musikerpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Auch fast dreißig Jahre nach seinem Tod 1992 ist seine Musik hip und trendy - Astor Piazzolla ist eine musikalische Legende ohne Verfallsdatum. Untrennbar ist sein Name mit dem Tango verbunden. Er gilt als der ungekrönte "Tango-König", manche nennen ihn auch "Tango-Revolutionär" oder "Revoluzzer am Bandoneon". Auf jeden Fall konnte Piazzolla wunderbar im Stil des traditionellen Tango Argentino komponieren, brach aber auch mit seiner ureigensten Konzeption des Tango Nuevo die alten Schemata aus - befreite den Tango von seiner uniformen Habanera-Begleitung im Bass, seine Bindung an die eher moderate Gangart im 2/4-Takt, schärfte ihn durch Elemente des Modern Jazz und der Neuen Musik à la Strawinsky, Milhaud, Ginastera & Co. Aus einer gefälligen Musik zum Tanzen wurde eine anspruchsvolle Musik zum Zuhören.
"Libertango" und "Oblivión"
Am Tag von Piazzollas 100. Geburtstag haben wir in der Mittagsmusik zwei Stücke von ihm, die kaum gegensätzlicher sein könnten. Das erste ist der "Libertango", der vielleicht berühmteste Tango Piazzollas überhaupt. Der Titel ist Programm: Er stellt eine Kombination aus dem spanischen Wort für Freiheit (Libertad) und dem Wort Tango dar und steht so für jene größte Leistung Piazzolas - die Befreiung des klassischen Tangos durch seine Transformation in den Tango Nuevo. "Libertango" ist flink in der Gangart, dabei selbst für die besten Turniertänzer viel zu schnell zum Tango-Tanzen. Das zweite Stück unserer heutigen Auswahl heißt "Oblivión" (Vergessen). Es stammt aus Piazzollas Soundtrack für den 1984 entstandenen Kinofilm "Enrico IV" (Henry the Forth) mit Marcello Mastroianni und Claudia Cardinale in den Hauptrollen. Längst hat sich das Stück verselbstständigt und gehört ebenfalls zu den absoluten Hits von Piazzolla. Im Gegensatz zum schnellen "Libertango" ist "Oblivión" geradezu statisch. Es ist ein suggestives Stimmungsstück, mit seinen weiten, innig ausdrucksvollen Kantilenen und seinen warmen Klängen - verträumt, versonnen, melancholisch.