Bildquelle: picture-alliance/dpa
The Essential Sound of all Jazz - Louis Armstrong zum 50. Todestag
Louis Armstrong alias "Satchmo", Trompeter, Sänger, Entertainer, Schauspieler - eine musikalische Legende des 20. Jahrhunderts ohne Verfallsdatum: Nach wie vor ist er der wohl populärste Jazz-Musiker überhaupt. Seit den späten 1930er Jahren war er in den USA eine nationale Bekanntheit, nach dem Zweiten Weltkrieg eroberte er auch Europa und die übrige Welt. Überall wurde er viel bewundert und begeistert gefeiert - für sein atemberaubendes Trompetenspiel, für seine charakteristische Gesangsstimme, für seinen musikalischen Swing und persönlichem Charme. Am 6. Juli 1971 ist Louis Armstrong im Alter von noch nicht ganz siebzig Jahren in New York gestorben - vorgestern jährte sich also sein Todestag zum 50. Mal. Aus diesem Anlass ist das Thema der Woche in der Mittagsmusik dieser Tage Louis Armstrong gewidmet. Unter der Überschrift "The Essential Sound of all Jazz" präsentieren wir Ihnen täglich repräsentative Jazz- und Popaufnahmen des Musikers.
Hotter than that
Die erste Aufnahme unserer Auswahl am Donnerstag stammt einmal mehr aus der Anfangszeit der großen Karriere von Louis Armstrong. Sie gilt als das Meisterstück eines ganzen Sets von Aufnahmen, die zwischen September und Dezember 1927 - Armstrong war damals noch keine Dreißig - in Chicago entstanden. "Hotter than that" (Heißer als das) ist der Titel des Stücks. Lillian "Lil" Hardin, die zweite Ehefrau Armstrongs, schrieb es für die "Hot Fives", für das damalige Jazz-Quintett ihres Mannes, in dem sie selbst Klavier spielte. Das Stück ist gewissermaßen "sofort mittendrin", beginnt mit einer quirligen Intro, die sogleich in ein "heißes" Armstrong-Trompeten-Solo mündet. Mancher mag sich im weiteren Verlauf immer wieder an einen berühmten Evergreen erinnert fühlen. Es ist der Popular Song "Goody Goody", den Matty Malneck, offensichtlich "inspiriert" von den Armstrongs, Lil und Louis, 1936 schreiben sollte. Bedeutsam in "Hotter than that" ist gegen Ende eine lange Scat-Singing-Passage von Armstrong, die mit einer Polymetrik experimentiert, die es so in der Jazzgeschichte erst wieder dreißig Jahre später wieder geben sollte: Louis Armstrong, der beste Trompeter und Scat-Singer seiner Zeit - draufgängerisch und souverän, wagemutig und visionär.
Onkel Satchmos Lullaby
Die zweite Aufnahme unserer Auswahl am Donnerstag entstand über dreißig Jahre nach der von "Hotter than that" - zu einer Zeit, als Louis Armstrong längst zu einem internationalen Super-Star avanciert war, bekannt und beliebt auch in Deutschland. 1959 erschien er auf der deutschen Kinoleinwand, und zwar in dem aufwendig ausgestatteten Revuefilm "La Paloma", der eine Geschichte aus dem Berliner Theatermilieu jener Zeit erzählt. In den Hauptrollen: die Schlagersängerin Bibi Johns und der Schauspieler Karlheinz Böhm, der durch die "Sissi"-Filme zu einem Publikumsliebling geworden war. Mit dabei auch Bill Ramsey, die Kessler-Zwillinge und eben Louis Armstrong. Die Musik zu dem Film stammt von Erwin Halletz, einem österreichischen Komponisten und Arrangeur, der in den 1950er und 1960er viele Schlager und Film-Scores schrieb. Für Louis Armstrongs Auftritt in "La Paloma" komponierte er das deutsch-englische Wiegenlied "Onkel Satchmos Lullaby". Als lyrisches Highlight und rührender, herzerwärmender Ausklang bildet es den Abschluss des Films - gesungen und gespielt von Louis Armstrong im Duett mit der "Kleinen Gabriele", der damals zwölfjährigen Schlagersängerin Gabriele Clonisch. Happy End.