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Nerone
Boitos Meisterwerk in Bregenz
Er vergiftete seinen Halbbruder, verbannte seine Ehefrau, tötete seine Mutter, trieb Seneca in den Selbstmord, marterte Christen und ließ Rom singend in Flammen aufgehen: Ein Kaiser zwischen skrupelloser Machtgier, künstlerischer Ambition und geistiger Umnachtung - so wurde Nero von der Nachwelt rezipiert. Und von Komponisten als wahrer Ausbund menschlicher Abgründe dramaturgisch geschätzt. Monteverdi, Händel und Mascagni stellten ihn auf die Opernbühne, am opulentesten aber Verdis Librettist Arrigo Boito. Ihm ging es bei seinem "Nerone" nicht nur um das Psychogramm eines durchgeknallten Herrschers, sondern um ein großes historisches Sittengemälde am Wendepunkt von Heiden- zu Christentum. Boito war selbst ein hochkarätiger Komponist, doch sein eigenes Libretto zu "Nerone" erwies sich als schwerer Brocken: Über 50 Jahre arbeitete er an der Vertonung, bei seinem Tod 1918 war sie unvollendet. Arturo Toscanini ließ eine spielbare Fassung erstellen, die 1924 eine glanzvolle Uraufführung an der Mailänder Scala erlebte. Seitdem wurde es allzu still um diese faszinierende Tragödie, die man heuer bei den Bregenzer Festspielen unter der Leitung von Dirk Kaftan neu entdecken kann. BR-KLASSIK überträgt die Eröffnungspremiere am 21. Juli live und in Surround.