BR-KLASSIK

FESTSPIELZEIT Mozartfest Würzburg

Bamberger Symphoniker: Andris Nelsons

„Bruckner im Dom“ - so nennt sich die traditionsreiche Reihe von Konzerten der Bamberger Symphoniker in der Bischofskirche des Bistums Würzburg. Beim diesjährigen Würzburger Mozartfest wurde das Konzert nach Bamberg verlegt: „Das Mozartfest zu Gast: Bruckner in Bamberg“ war nunmehr der Abend überschrieben. Am Pult: Andris Nelsons, Gewandhauskapellmeister in Leipzig und Chef des Boston Symphony Orchestra. Auf dem Programm: Bruckners „Sechste“, deren Adagio vielen als der schönste aller langsamen Sätze des österreichischen Spätromantikers gilt. Eingeleitet wurde das Konzert von der Uraufführung eines Auftragswerks des Würzburger Mozartfestes. Geschrieben hat es Jüri Reinvere, estnischer Komponist mit einem beachtlichen Werkverzeichnis, das Ballette und Opern umfasst, Orchesterwerke, Kammermusik sowie Lied- und Chorkompositionen. Das Stück für das Mozartfest trägt den Untertitel „Notturno für großes Orchester“ und hat einen Haupttitel, der außergewöhnlich ist und neugierig macht: „Maria Anna, wach, im Nebenzimmer“. Gemeint ist (natürlich) Maria Anna, Mozarts ältere Schwester, genannt „Nannerl“. Jüri Reinvere erläuterte dazu: „Beim Titel hat mich zweierlei inspiriert - die Genrebilder von Malern wie Georges de la Tour im 17. Jahrhundert, die oft Mädchen in der Nacht mit einer Kerze zeigen, und die Gattungsbezeichnung des Notturnos, die schon Mozart verwendet, ganz anders als die Romantik. Es sind keine Stücke über die Nacht, sondern Musik in der Nacht. Und so kann man auch dieses Stück hören als Nachtbild mit der Frau, die ins Nebenzimmer gegangen ist, den Unterschied zu ihrem weltläufigen Bruder mit Melancholie bemerkt, aber weder Lebensfreude noch Zuversicht verliert…“ Aufnahme vom 9. Juni 2021 im Joseph-Keilberth-Saal, Konzerthalle Bamberg