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Das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks gibt sein Debüt in Münchens neuester Attraktion, der Isarphilharmonie! Und das mit einem der profiliertesten und gefragtesten Dirigenten der jüngeren Generation, mit dem 40-jährigen Tschechen Jakub Hrůša. Zum BRSO kehrt Hrůša mit einem untergründig politischen Programm zurück, für das er die großartige Geigerin Isabelle Faust nach München mitbringt. Diesmal spielt sie das aufwühlende Violinkonzert von Benjamin Britten, das der britische Pazifist 1939 auf der Flucht vor den Faschisten in Kanada vollendete. Zwei schönheitstrunkene Außensätze mit Trauerrand rahmen ein irrlichterndes Scherzo ein, das einem übermütigen Totentanz gleicht. Tonlagen, die auch dem blutjungen Dmitrij Schostakowitsch nicht fremd waren, wie sein symphonischer Erstling zeigt, der bereits die für den Komponisten typische Mischung aus Burleske und Pathos, aus Ironie und Ingrimm bietet. In der Sowjetunion wurde das Werk als Beispiel für den "Sozialistischen Realismus" vereinnahmt, im Westen missverstand man es als "linientreu". Und zum Auftakt stellt Hrůša eine suggestive Klangstudie aus seiner Heimat vor, die Passacaglia "Mysterium der Zeit" aus dem Jahr 1957 von Miloslav Kabeláč. Der bedeutende Prager Komponist, hierzulande bedauerlicherweise nahezu unbekannt geblieben, hatte in seiner Heimat erst unter dem Nationalsozialismus, dann unter Stalinismus und Sozialismus zu leiden. In unerbittlich anschwellender und am Ende abebbender Drastik formuliert Kabelač den markerschütternden Aufschrei einer gequälten Kreatur.