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Der Fluchtreflex ist lebenswichtig. Er hat unsere Vorfahren vor gefräßigen Bären bewahrt und rettet uns vor der geschwätzigen Nachbarin. Flucht ist aber auch eine traurige Konstante in Geschichte und Gegenwart - und ein beschämendes Fanal für all das, was die Menschen sich gegenseitig anzutun imstande sind. Flucht ist oft die letzte Möglichkeit zu überleben - hinterlässt dabei aber tiefe Spuren in der Seele der Betroffenen und manchmal in ganzen Gesellschaften. Schon die biblische Urerzählung im Alten Testament beginnt mit der Flucht eines ganzen Volkes, der Israeliten aus der Sklaverei in Ägypten. Eine dramatische Gattung wie die Oper lebt von Geschichten über Konflikte und Flucht - entsprechend vielseitig wurde das Thema auch in der Barockoper aufgegriffen. Bis dahin, dass die etwas eitle Eumene in Francesco Cavallis Oper „Xerse“ ihre flüchtige Schönheit bejammert. Und dann gibt es natürlich noch die Flucht als Kompositionstechnik: Die eine Stimme rennt vor den anderen weg. Die Krönung des polyphonen Satzes - kulminierend in Bachs Zyklus „Die Kunst der Fuge“, unserem Top-Hit der Woche.