Bildquelle: Teatro alla Scala
Giuseppe Verdi wünschte sich für die Interpretin der Lady Macbeth einen vor Hässlichkeit berstenden Gesang - oder jedenfalls einen davor niemals zurückschreckenden Vortrag. Als Spiegel einer verkommenen Menschenseele! Wie tief diese Theaterfigur moralisch gesunken ist, durch ihre ungebremste Mordlust nämlich, sollte deutlich hörbar sein. Denn so sinnlich der Sopran auch immer anmuten würde, müsste laut Verdi das ganze Stück über klar sein - mit den Waffen einer Frau herrscht in dieser Oper eine Hexe! Und was ist mit dem Kollektiv der eigentlichen Hexen, die den Ehrgeiz des Feldherrn Macbeth, der zur Krone drängt, gleich zu Beginn der Oper anstacheln? Der Frauenchor muss vom Dirigenten mit heißem Atem befeuert werden, dass die Funken fliegen. Inwiefern der Musikdirektor der Mailänder Scala, Riccardo Chailly, hier Überzeugendes leistet, und ob sein Top-Star auf der Bühne, die russische Diva Anna Netrebko, den skizzierten Intentionen des Komponisten Beachtung schenkt, zeigt sich während der diesjährigen Inaugurazione des Teatro alla Scala. Traditionell findet sie am 7. Dezember, zum Fest des heiligen Ambrosius statt, dem Stadtpatron der lombardischen Metropole. BR-KLASSIK sendet, wie inzwischen üblich, am 8. Dezember den Premieren-Mitschnitt vom Vorabend.