In diesem Jahr, kaum zu glauben, wird der immer noch jugendlich wirkende Daniel Harding auch schon 40 Jahre alt. Seine Aufsehen erregende Karriere begann der britische Dirigent als 17-Jähriger, gefördert durch Simon Rattle in Birmingham und Claudio Abbado in Berlin. Harding gehört zu jener international erfolgreichen Dirigenten-Generation, die mit der zeitgenössischen Musik ebenso aufgewachsen ist wie mit der historisch informierten Aufführungspraxis. Dass ihm auch das romantische Repertoire dazwischen vertraut ist, hat er in seiner nunmehr zehnjährigen Gastspieltätigkeit beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks etwa mit Bruckner und Mahler bewiesen. Zuletzt erschien beim hauseigenen CD-Label BR-Klassik Hardings exemplarische Interpretation von Schumanns "Faust-Szenen". Nun präsentiert Harding, der als Opern-Dirigent herausragende Mozart-Aufführungen leitete, beim Symphonieorchester ein Mozart-Programm der Superlative: die Trias der letzten drei Symphonien vom Sommer 1788. Und man darf gespannt sein, ob Harding dabei der jüngst von Nikolaus Harnoncourt vorgebrachten These folgt, der die Trilogie im Sinne eines "Instrumental-Oratoriums" als Werk-Einheit begreift. Tatsächlich scheint Mozart hier einen großen musikalischen Spannungsbogen zu schlagen, beginnend mit der majestätischen Einleitung der Es-Dur-Symphonie über die melancholischen Schatten der g-Moll-Symphonie bis zum erlösenden Schlusspunkt der C-Dur-Symphonie.
(Fridemann Leipold)